„Eigenlob stinkt“ heißt es ja so oft, aber mal ehrlich? Wie viel Zeit verbringen wir damit uns fertig zu machen, zu hinterfragen und aufs strengste zu kritisieren? Da darf man dann auch mal stolz auf das sein, was man bereits geschafft hat und sich ein bisschen feiern.
Sobald ich aus einem Tief heraus bin, neige ich dazu, komplett zu vergessen, wie schlimm es eigentlich war und erfreue mich an meiner wiedergewonnenen Funktionalität. Das ist fatal, denn sobald ich wieder abrutsche, trifft es mich völlig überraschend und ich bin fassungslos, wie beschissen sich das doch immer wieder anfühlt (als hätte ich es nicht schon zig Male mitgemacht und müsste es in und auswendig kennen). Es ist ein Bisschen so, wie wenn Mütter berichten, dass sie nach einiger Zeit die Strapazen ihrer Geburt so sehr verdrängt haben, dass sie bereit sind, sich das alles noch einmal anzutun.
So eine Therapie kann mitunter auch eine sehr schwere Geburt sein. Gerade wenn man mitten in wahrnehmungsgestörten emotional aufreibenden Phasen hängt. Mir fiel es furchtbar schwer, anzuerkennen, wenn es mal einen Mikrometer weiter ging, vor allem, wenn ich zuvor das Gefühl hatte, dass es mir kurz besser ging und ich dann aber wieder down war. Ich begegnete allem mit Selbstkritik, Pessimismus und Misstrauen.
Mit ein bisschen zeitlichem Abstand kann ich jedoch sagen, dass ich zwar immer wellenförmig zwischen ultradown und weniger down umhergegroovt bin, mein Zustand sich aber nach und nach verbessert hat.
Ich bin nicht komplett geheilt und ich glaube auch nicht, dass das jemals der Fall sein wird. Dennoch komme ich heute deutlich besser klar, weil ich viele Dinge über mich und mein Inneres dazugelernt habe und nun besser damit umgehen kann. So sehr ich vor einiger Zeit in mein Scheitern und das aufploppen eines nächsten Tiefs vertraut habe, so sehr vertraue ich heute während der Tiefs auch darauf, dass ich da wieder herauskommen werde. Und das entspannt mich extrem.