Es ist während depressiven Episoden nicht nur so, dass mir der innere Antrieb fehlt, manchmal habe ich sogar physische Schmerzen, wenn ich mich bewegen will.
Die Strecke zur Mülltonne scheint dann so unüberwindbar, dass ich alleine beim Gedanken daran überfordert zusammenbreche. Nicht einmal die schlauen Learnings aus meinem Meditationskurs helfen mir dann. Entweder, weil ich nicht stark genug bin, oder… – ach, ich soll ja gar nicht bewerten, sondern liebevoll akzeptieren – ommmmm – schwierig. Wirklich schwierig. Ich kann vielem eine radikale Akzeptanz entgegenbringen, nur wenn es um solch grundlegende Dinge geht, tue ich mich wirklich schwer.
Aber irgendwoher kommt diese Immobilität ja. Mein Geist scheint so viele schwere Lasten mit sich herumzutragen, sodass sich nicht einmal mehr mein Körper fortbewegen will. Von der Konzentrations- und Denkfähigkeit ganz zu schweigen… Da sind einfach zu viele Sorgen und Ängste und Zweifel und destruktive Glaubenssätze in mir, die ich am liebsten einfach so von mir abschütteln würde.
Teilweise können solche Glaubenssätze sogar vererbt werden, habe ich gehört. So kann es sein, dass in meinen Genen noch das Trauma meiner Großeltern steckt und ich etwas mir mir herumschleppe, was gar nicht mir gehört.
Der erste Schritt ist, zu erkennen, was da überhaupt alles so herumschwirrt. Ich hab‘ das früher gerne auch mal „Quallen“ genannt und bin mit einem Köcher auf die Jagd gegangen. Heute weiß ich, dass ich die Quallen beobachten und benennen muss, sie dann auf eine Tasse Tee einladen sollte, damit ich sie ziehen lassen kann. Jagen und bekämpfen bringt nichts.
Dieses Quallen-Spähen ist echt nicht einfach und ich habe es lange nicht mehr gemacht. Ich würde mich zwar als halbwegs achtsamen und reflektierten Menschen bezeichnen, jedoch muss ich in Sachen Meditationsmuskel bzw. Beobachtungsskills für mein Inneres wieder einiges aufholen.