Obwohl ich immer mehr zu meinen Depris stehe, und mich auch immer besser outen kann, versuche ich sie im Job doch sehr oft zu verstecken… Einerseits mag ich, dass ich als Selbstständige die Freiheit habe, auch vom Bett aus zu arbeiten und mich somit ein bisschen mit meiner Depression arrangieren kann, wenn es mir mal wieder nicht gut geht. Andererseits ist doch oft ein großer Leidensdruck da, wenn ich zum Beispiel Deadlines nicht einhalten kann, oder nicht erscheine, weil es einfach nicht geht. Ich überlege mir dann oft Ausreden, weil ich mein Gegenüber auch nicht damit belasten will, dass ich depressiv bin und deshalb gerade nicht so kann, wie ich gerne würde. Man weiß ja nie, wie verständnisvoll das Gegenüber ist und wie offen für eine kleine Aufklärungssession in Sachen Depression. Klar, einiges ist auch Organisationssache, damit das mit den Deadlines zum Beispiel trotz Depressionen klappt. Ich muss dann mehr Zeit für meine Arbeit einplanen. Manchmal schleicht sich die Depression aber still und heimlich von hinten an und alles fällt wie in einem Kartenhaus in sich zusammen, so, dass ich keine Zeit mehr zum Reagieren habe.
Während ich diese Gedanken aufschreibe, kritisiert es in mir am laufenden Band… „Selbst schuld, du musst halt besser mit dir umgehen, damit du arbeitsfähig bleibst und nicht ständig wieder abschmierst!“ oder „Das hab‘ ich mir doch alles selbst eingebrockt und das Wort ‚Krankheit‘ ist nur ein besserer Begriff für ‚Ausrede‘ – dafür, dass ich meinen Alltag nicht auf die Reihe bekomme. Ich bin einfach nur unfähig und dafür gibt es keine Entschuldigung…“. Shit. Ich bin richtig verunsichert und zweifle daran, ob meine Depression überhaupt eine Daseinsberechtigung hat und nicht einfach nur ein Vorwand ist, weil ich zu feige oder unfähig bin. Das nennt man glaube ich dann auch „Hochstapler Syndrom“… Abseits meiner inneren Konflikte ist das Thema Depression am Arbeitsplatz ein sehr kritisches Thema. Habt ihr das Gefühl, dass es dafür Raum gibt an eurem Arbeitsplatz? Was sind eure Erfahrungen?