Eines DER hartnäckigsten Gerüchte über Antidepressiva ist wohl, dass sie sich auf die Persönlichkeit auswirken und den Charakter verändern. Meine Meinung und Erfahrung dazu ist ganz klar: Nein!
Als ich ganz zerstört war und endlich in Behandlung kam, wurde mir auch zu Antidepressiva geraten. In dieser Zeit habe ich es kaum aus dem Bett geschafft, konnte mich überhaupt nicht konzentrieren und war nur noch ein Schatten meiner selbst. Da es ohnehin nicht viel zu verlieren gab, probierte ich es aus. Freund/innen und Familie bat ich, dass sie mich beobachten und im Falle einer Charakterveränderung sofort Alarm schlagen sollten. Nach etwa einem Monat hatte sich die antidepressive Wirkung eingestellt, ich verließ immer öfter das Haus und konnte mich sogar wieder über Sonnenstrahlen in meinem Gesicht freuen. Es ging tatsächlich bergauf. Natürlich auch dank der Psychotherapie, die ich gleichzeitig begonnen hatte.
Aufgrund dieser Erfahrung würde ich jedoch sagen, dass die Antidepressiva mir meinen Charakter eher wieder zurück gegeben haben, als ihn mir zu nehmen. Sie linderten meine Depressionssymptome und dadurch war ich überhaupt erst wieder in der Lage, die „normale“ Eva zu sein, die ich vor dem Tief war.
Inzwischen nehme ich die Medikamente bereits seit vier Jahren und kann euch nicht genau sagen, ob ich das noch so gut finde. In der letzten Zeit ging es mir sehr schlecht trotz Höchstdosis, was laut Psychiaterin eigentlich nicht passieren darf… Die Pillen sind aber natürlich auch kein Allheilmittel und definitiv keine „Happy Pills“.
Vor vier Jahren haben sie mir jedenfalls sowas von den Allerwertesten gerettet. Ich weiß echt nicht, wie ich das ohne die Medis hätte schaffen sollen und wer weiß, wie die Zeit bis jetzt ohne Antidepressiva verlaufen wäre.
Dennoch brennt in mir die Neugier, wie das Leben ohne Pillen so wäre, denn sie haben einige Nebenwirkungen, auf die ich sehr gut verzichten könnte. Dazu gibt’s dann demnächst mal ein extra Posting.