Machen Antidepressiva abhängig?

antidepressiva – depridisco

Offiziell heißt es, Antidepressiva machen nicht abhängig. Meine Absetz-Erfahrung hat mir jedoch ein anderes Gefühl gegeben, aber trotzdem sind es keine Suchtmittel im klassischen Sinne.

Das erste Medikament, ein SNRI, nahm ich etwa 3 Jahre lang.
Ich habe mir mit dem Ausschleichen mehrere Jahre Zeit gelassen. Als ich auf der aller letzten Dosis war, merkte ich, dass es mir zunehmend schlechter ging. Ich fühlte mich niedergeschlagen, grübelig, depressiv. Nach langem hin und her und, weil ich damals den Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater noch nicht so ganz kannte, ging ich wieder – zu einem anderen – Psychiater. Dieser stellte sehr pragmatisch und uneinfühlsam fest, dass ich an allen Haupt- und ein paar Nebensymptomen einer Depression litt und verschrieb mir ein neues Präparat. Während ich das eine absetzte, sollte ich gleichzeitig das Neue einnehmen. Und da begann es.

Ich muss schon sagen, dass ich bereits während der gesamten Zeit immer wieder Symptome hatte, wenn ich die Tabletten mal zu spät nahm oder vergaß. Aber als ich dann komplett absetzte, wurde es richtig mies: Migräne, Schlafstörungen, Schwindel, sogenannte Brain-Zaps, Magendarmprobleme, etc. Emotional war ich total aufgewühlt, nahezu hysterisch und dann wieder komplett apathisch. Ich konnte teilweise nicht mehr für mich selbst sprechen und war kurz davor, die Pillen einfach wieder einzuwerfen… Der pure Horror. Nach einem durchlittenen Wochenende ohne sichtbare Veränderung fuhr mein Freund dann mit mir in die psychiatrische Notaufnahme.
Dort einigten wir uns mit den Ärzten, dass ich freiwillig keine Medikamente mehr nehme bis ich einen Termin in drei Monaten in der psychiatrischen Institutsambulanz wahrnehmen würde, um zu schauen wie es dann weiter geht.

Drei mal dürft ihr raten, was in der Zeit bis zum Termin passiert ist und was mir dann neu verschrieben wurde.

Wenn ich meine ADs nun wieder absetzen wollen würde, würde ich mich vermutlich engmaschiger betreuen lassen. Trotz der „Absetz“-Erfahrung muss ich sagen, dass mir die Medikamente aus den tiefsten Tiefen heraus geholfen und mich mobilisiert haben. Das will ich nicht missen.

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Eva
Eva

illustriert und schreibt über Themen rund um psychische Gesundheit