Als ich mein erstes Posting zu Antidepressiva verfasst hatte und Fragen von euch sammelte, ging es unter anderem um die Wirkung dieser kleinen Pillen und dass sie natürlich keine Wunderheilmittel sind. Es kam die Frage auf, wie genau sie die Stimmung verändern, wie hoch der Einfluss der Antidepressiva bei guter Einstellung wirklich ist und wie stark aufhellend sie tatsächlich wirken.
Es gibt diesen Begriff „Happy Pills“, der von Unwissenden gerne mal mit Antidepressiva in eine Schublade gesteckt wird. Tatsächlich haben Antidepressiva aber nicht viel damit zu tun.
Als ich mit der Einnahme meines SNRI begann, ging es mir depritechnisch ziemlich mies. Ich kam kaum aus dem Bett, war sehr bedrückt und hoffnungslos. Es hat ca. einen Monat gedauert, bis ich eine Besserung empfunden habe. Das lag nicht alleine am Medikament, sondern auch an der Psychotherapie, die ich gleichzeitig begonnen hatte. Nach und nach fiel es mir wieder leichter das Haus zu verlassen, ich konnte mich über die ersten Sonnenstrahlen freuen und spürte, wie ganz langsam wieder Leben in meine Hülle kehrte.
Im Prinzip hat sich nicht viel im Vergleich zur gesunden Eva verändert. Ich konnte einfach wieder die Alte sein. Oder zumindest ein bisschen. Aufgeputscht habe ich mich bislang noch nie damit gefühlt.
Im Verlauf der letzten Jahre gab es immer wieder Phasen, wo ich trotz der Einnahme ein wenig abstürzte oder mich schlechter fühlte. Meine Psychiaterin entgegnete diesen Zuständen mehrmals mit Aufdosieren, was für mich jedoch keinen Effekt mehr hatte. Als Kickstarter raus aus dem ersten richtig krassen Tief und als Aufrechterhalter einer stabilen Stimmung fand ich die Pillen wirklich gut.
Was mich aber tatsächlich am Ende des Tages happy macht, sind meine Erlebnisse, meine harte Therapiearbeit, meine Freunde und Familie. Die Tabletten sind nur Krücken, keine Stimmungsmanipulatoren. Wohin ich damit gehe, bleibt immer noch mir selbst überlassen.