Es geht mir voll gut!

Ich glaube, ich habe noch nie so viel Zeit damit verbracht, mir und anderen etwas vorzumachen, als in meinen schlimmsten Tiefs.⁣

Sobald es gezwungenermaßen nach draußen ging, legte sich in mir ein Schalter um. Ich war gut gelaunt und fröhlich, so, wie ich glaubte dass es alle von mir erwarten. Das kann ich heute übrigens immer noch erschreckend gut, sobald ich mal wieder in eines meiner Tiefs hineinschlittere. Wenn ich dann unter Menschen gerate bin ich trotzdem voll da, auch wenn das absolut nicht ehrlich ist. ⁣

Ich glaube, ich brauche niemandem zu erzählen, wie viel Kraft es kostet, wenn man nicht nur anderen, sondern auch sich selbst jemanden vorspielt, der man gerade eigentlich gar nicht ist. Nach solchen Aktionen bin ich meistens total erschöpft, sodass ich zu Hause direkt ins Bett falle und erst einmal klarkommen und schlafen muss. ⁣

Sowas kann man mal machen und es bleibt leider nicht aus, denn manchmal kann man seine Situation vor bestimmten Menschen nicht offenlegen. Die Maske aufzusetzen ist dann einfach das kleinere Übel – so eine Art Schutzmechanismus. Gefährlich wird es nur, wenn wir dadurch längerfristig verdrängen, was wirklich in uns los ist: Unsere Psyche ist krank und wir müssen uns um uns selbst kümmern, so gut es geht. ⁣

Diese Maskerade darf also keinesfalls zum Standardprogramm werden, so idyllisch die Vorstellung auch ist, ab jetzt immer „gut gelaunt“ und „normal“ durch die Gegend zu laufen. Das ist höchst ungesund und kontraproduktiv, denn wir müssen zumindest mit uns selbst offen und ehrlich sein. Und das bedeutet anzunehmen, dass gerade so ziemlich gar nichts mehr normal oder unbeschwert ist und dass das erst einmal okay zu sein hat.⁣

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Eva
Eva

illustriert und schreibt über Themen rund um psychische Gesundheit