30°C, Sonnenschein, Vogelgezwitscher. Ich liege in der Hängematte auf meiner liebevoll hergerichteten Terrasse, Blumen blühen, mein Kühlschrank ist voll. Mein Freund hat Kaffee für mich mitgekocht – wie jeden Morgen – und die erste Tasse durfte ich sogar im Bett trinken, weil er sie mir – wie jeden Morgen – vorbei gebracht hat, bevor er zur Arbeit los ist.
Es geht mir so, so gut. Ich hab es so, so schön, ich muss mich um nichts sorgen, ich habe einen gesunden Körper und ich habe ein wunderbares Umfeld, das mich liebt wie ich bin, bei dem ich mich nicht verstellen muss. Und ich habe einen traumhaft schönen Ort, an dem ich mich zuhause und geborgen fühle. Ich bin so unglaublich dankbar für all das, was ich haben und erleben darf. Mein Leben ist nahezu paradiesisch, meine Menschen um mich herum sind unfassbar groß.
Und da lieg ich dann mit dem glücklichen Leben in meinem Paradies in der Hängematte – bleischwer – und weine. Grundlos und ohne Ende. Momentan geht einfach gar nichts. Jede Bewegung fällt mir schwer, ich bin unglaublich langsam, traurig und sehr erschöpft.
Es ist nicht so, dass ich mir in meinem Leben etwas vormachen würde, ich bin *wirklich* dankbar und ich habe es *wirklich* gut. Ich habe das alles tausende Male reflektiert (danke, Therapiecouch) und bin mir ganz sicher, dass ich es gut habe.
Jedoch bin ich krank. Viel mehr meine Seele. Hin und wieder kann man es in meinen Augen sehen, und wenn man mich kennt, kann man es auch spüren. Ich schaffe es oft selbst nicht einmal, meine Krankheit zu sehen und schäme mich stattdessen so sehr dafür, dass ich hier einfach nur abhänge, nichts auf die Reihe bekomme, meine Kollegen „im Stich“ lasse und es nicht einmal schaffe, ans Telefon zu gehen, wenn jemand anruft… Ich hab‘ das alles doch schon soo oft durch. Und trotzdem schaffe ich es nicht, mich vor diesen Tiefs zu bewahren, die mich jedes mal so richtig in die Knie zwingen.
Ich wüsste doch eigentlich, wie es geht und wie ich mir selbst helfen kann. Muss ich immer erst wieder ganz tief herunterfallen, bis ich merke, dass nichts mehr geht?
Der Sonne ist das alles völlig egal, sie lacht einfach weiter.
