Die Wahrnehmung in einer depressiven Episode

Hier regnet es und ich laufe seit Tagen mit einer Depri-Brille durch die Gegend. Das bedeutet, dass mich Dinge einschüchtern, die ich ansonsten mit Leichtigkeit erledige, ich bodyshame mich durchgehend, jede Aktion benötigt dreimal so viel Kraft und ich würde mich am liebsten betrinken, oder ausschalten, damit alles etwas erträglicher wird.

Alkohol ist übrigens ausdrücklich nicht die Lösung und mein gesundes, rationales Ich denkt nicht einmal im Traum daran, diesem vorgegaukelten Bedürfnis nachzugehen! Es scheint für meine Psyche wohl so eine Art idealisierter Quickfix zu sein, weil man sich dadurch mal kurz ein Bisschen happier fühlt. Das kommt uns aber überhauptnicht in die Tüte, weil Alkohol alles nur viel schlimmer macht. Generell helfen mir meine Gedanken aktuell sehr dabei, meiner verzerrten Wahrnehmung nicht zu sehr zu glauben und mich nicht komplett unterkriegen zu lassen.

Obwohl ich so ein alter Hase bin, überrascht es mich jedes Mal aufs Neue, mit welcher Wucht mich diese ganzen Gefühle und Nichtgefühle treffen. Der Unterschied zu früher ist, dass ich jetzt nicht in Panik und Schockstarre gerate, weil ich nicht weiß was mit mir passiert. Ich kann früher Bescheid geben und erlaube mir schneller, mir genau den Raum zu nehmen, den ich brauche.

In meinem Arbeitsumfeld gibt es zum Glück auch einen Support-Mechanismus, bei dem meine wichtigsten ToDos auf andere verteilt werden können. So kann ich mit weniger Druck versuchen, wieder klarzukommen und ziehe ohne allzu schlechtes Gewissen ein paar Tage ins Bed-Office um. Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an meine liebste Kollegin, die das in den letzten Jahren mit mir ausgearbeitet hat und mich so nimmt wie ich bin.

Das macht es insofern angenehmer, als dass es nur noch um die eigentliche Wolke geht und nicht noch zusätzlich um die ganzen Selbstzweifel und Vorwürfe, die sich drumherum aufbauen und die Thematik noch weiter aufbauschen.

Mein learning ist: je schneller ich den Scheißhaufen, den mir meine Krankheit hinwirft, annehme, desto schneller kann ich ihn auch wieder loslassen 🖤

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Eva
Eva

illustriert und schreibt über Themen rund um psychische Gesundheit