Seit Freitag nehme ich 30mg mehr von meinem Antidepressivum. Mit meiner Psychiaterin habe ich schon seit über einem halben Jahr Gespräche dazu geführt. „Wenn es Ihnen beim nächsten Termin nicht besser geht, probieren wir es aus“, hat sie mir jedes Mal gesagt. Mein Medikamentenspiegel kratzt ohnehin am ganz unteren Ende – ich könnte es also einfach mal testen und wieder absetzen, falls es mir nichts bringt.
Was mich daran gehindert hat, es schon früher mit der höheren Dosis auszuprobieren? Ich weiß es nicht. Ich fürchte, tief innen drin erlaube ich mir einfach nicht, dieses stigmatisierte Zeug zu nehmen und empfinde es als große Schwäche, dass ich nun noch mehr davon benötige. Schließlich könnte ich ja auch durch mehr Reflektion, Achtsamkeit, Selbstfürsorge, oder Ähnliches auch wieder auf Kurs kommen, oder nicht?
Rational gesehen weiß ich genau, dass ich krank bin und ich bin sehr froh, dass die Medis meine Lebensqualität ein Stückchen verbessern indem sie „einfach nur“ auf die Biochemie in meinem Hirn wirken. Ich stelle mir vor, dass sie mich auf Normalnull bringen. So, wie Schilddrüsen bei Über- oder Unterfunktionen auch mit Medikamenten reguliert werden können.
Leider haben Antidepressiva ein sehr schlechtes Image, das sich auch in meinem Unterbewusstsein verankert hat. Obwohl die Moderneren deutlich verträglicher sind und mir auch wirklich gut helfen (z.B. in Sachen Antriebslosigkeit, Schlafrhythmus und Konzentrationsschwierigkeiten), merke ich beim drüber Nachdenken, wie das Gefühl vom Scheitern in mir hochkriecht, weil ich es nicht aus eigener Kraft schaffe, depressionsfrei zu leben.
Das ist doch richtig scheiße, man.