“Wir sind nun aufs Dorf gezogen, hier ist es ruhiger und meine Frau wird seltener depressiv” – so oder so ähnlich berichtete ein Angehöriger auf dem Patientenkongress über das Leben auf dem Land.
Ich kann mir das einerseits sehr gut vorstellen. Auf dem Dorf hat man viel weniger Eindrücke und Impulse von außen, die Uhren ticken langsamer, man hat nicht alles sofort und auf der Stelle zugänglich und: man ist näher an der Natur. Wann immer ich draußen im Grünen bin, komme ich in Einklang mit mir selbst und merke, wie ich deutlich ruhiger werde.
Stadtleben ist hektisch, laut und oft grau. Es ist viel los, Menschen hupen unnötig oft, Laubpuster pusten unnötig oft und der Altglascontainer wird konsequent außerhalb der Einwurfzeiten, meist zu Stunden in denen ich noch tief und fest schlafe, geleert.
Und trotzdem bekomme ich einen kleinen Nervenzusammenbruch, wenn ich darüber nachdenke, wieder aufs Dorf zu ziehen. Ich bin zwar dort aufgewachsen, aber fühle mich momentan in der Stadt deutlich wohler. Wenn ich mir vorstelle, dass ich antriebsgehemmt in der Wohnung sitze, ist die Hürde in der Stadt deutlich niedriger, schnell doch mal Besorgungen zu machen oder per Lieferservice an Essen zu kommen. Generell, immer dieses überall erst mal mit dem Auto hinfahren müssen – die Vorstellung des Abgeschnittenseins stresst mich total. Ich mag zwar home office sehr gerne, aber bitte dann auch nicht jeden Tag. Und dann diese riesen Angst, dass auf dem Dorf niemand versteht, wie ich ticke. Dorftratsch, Ausgrenzung und sowas eben.
Ich fürchte, mich würde es schnell langweilen und ich würde eher unglücklich. Ich mag so gerne, dass man sich in der Stadt spontan auf ein Abendessen trifft, dass alles fußläufig erreichbar ist und es hier immer etwas zu tun und zu entdecken, jemand neues kennenzulernen gibt…
Beim Schreiben fallen mir gerade ehrlicherweise auch immer mal wieder kontra-Stadt-Argumente ein, ich muss aber sagen, dass das Gefühl, dass ich in der Stadt zufriedener bin und mich viel besser entwickelt habe, deutlich überwiegt. Ich bin hier angekommen.
Seid ihr eher Stadtaffe oder lieber Landei?